Lernen lernen für das Psychologie-Studium

Psychologie Studium

Was macht man, wenn man Psychologie studieren möchte, aber weiß, dass alle Klausuren aus MC-Klausurfragen bestehen und gerade die ersten beiden Module mit so viel Wissen angereichert sind, damit ordentlich gesiebt wird?

Auswendiglernen.

Und nun sind wir beim Problem. Wie lernt ein hochbegabter Mensch auswendig, der/die noch nie lernte zu lernen und der/die eines mit Bestimmtheit sagen kann: Ich kann nicht auswendiglernen?

Lerntechniken lernen

Es gibt ein Fachbücher zum Lernen lernen. Eines davon habe ich durchgearbeitet, mich zudem mit Studenten unterhalten und auch sonst alles inhaliert, was es zu diesem Thema von der Fernuniversität Hagen an Informationen gab.

Erstaunlicherweise musste ich nicht seitenweise oder bücherweise etwas lernen, sondern es ging um wesentliche Lernschritte. Es ging darum, sich einen Text so anzueignen, dass er wieder gegeben werden kann. Zwar auch in eigenen Worten, aber hauptsächlich so, wie es im Skript steht und in der Klausur abgefragt wird.

Mein Lernen als unerkannte Hochbegabte

Ich konnte mir als junges Mädchen vieles merken. Begriff sofort, konnte das Wissen verknüpfen und auf andere Gebiete übertragen. Diese Transferleistung waren für mich selbstverständlich. Kannte ich es ja nicht anders und konnte so auch nicht wissen, dass es viele Menschen gibt, denen das nicht so leicht fiel.

Das Lernen und die Aneignung meines Wissens geschah in den ersten Lebensjahren mit dem Lesen von Text oder dem Hören von Informationen. Das reichte aus, um mir das Wissen anzueignen. Die Transferleistung täuschte damals darüber hinweg, dass ich nicht auswendig lernen konnte. Das fiel in den ersten Schuljahren nicht weiter auf. Keinem.

Meine bisherige Lernstrategie

Meine Lernstrategie hieß also: Lesen oder zuhören. Und ich wusste, wenn ich mit dem Lesen mir Dinge nicht merken konnte, dann war ich zu dumm. Soll es ja geben, dass Menschen für bestimmte Dinge zu dumm sind. Leider musste ich feststellen, dass ich mit zunehmender Schuldauer den Stoff, das Wissen zwar verstand, es sofort anwenden und transferieren konnte, aber dass ich es nicht eins zu eins wiedergeben konnte. Das machte sich in den Klausuren oder Arbeiten immer deutlicher bemerkbar.

Lieblingsbeschäftigung: Lernen

Ich ging für mein Leben gerne zur Schule und ich lernte für mein Leben gerne. Der einzige Wermutstropfen war, dass ich mein Wissen nicht in den Arbeiten mitteilen konnte, sodass die schriftlichen Noten immer schlechter wurden. Ich musste leider als Schülerin einsehen, dass zwar meine Lieblingsbeschäftigung Lernen und zur Schule gehen waren, aber ich zu dumm war, um mitzuhalten.

Die ständigen schlechten Noten, obwohl ich immer wieder zuversichtlich und die Arbeiten ging, verfehlten ihre Wirkung nicht und ich resignierte immer mehr. Mein Ziel eine Wissenschaftlerin zu werden, rückte in immer weite Entfernung, bis das Ziel nicht mehr zu sehen war. Ich mogelte mich durch, um überhaupt irgendwas zu schaffen, was ich arbeiten konnte.

Lehrmeister Schule

Das einzige, was ich in der Schule lernte, war, dass ich zwar vermittelten Stoff schnell verstehe, mich sofort austauschen und es auf andere Wissensgebiete übertragen (transferieren) kann, aber nicht in der Lage bin mir den Stoff so anzueignen, dass ich Arbeiten oder Klausuren bestehe.

Na gut, es gab noch etwas, was ich in der Schule lernte. Wer nicht auswendiglernen kann, muss gut schummeln können. Und ich konnte gut schummeln.

Ein zweiter Anlauf

Nun wagte ich allerdings einen erneuten Anlauf mit dem Psychologie Studium. Und ich wollte es wissen. Mittlerweile weiß ich, dass es Lerntechniken gibt und das ich diese nur nicht kannte und sie mir keiner beibrachte. Als Autodidaktin eignete ich sie mir nun im fortgeschrittenem Alter an, wobei ich hauptsächlich lernen musste, dass kein Mensch erwartet, dass ich einen Text auswendig wiedergeben kann, wenn ich ihn lediglich gelesen habe. Als ich das verstand und mir dazu noch ein paar Strategien aneignete, wurde das Lernen zu einem Paradies. Endlich.

Die Angst alles interessant und spannend zu finden, aber es in der Klausur doch nicht zu können, ließ immer mehr nach. Es wuchs das Gefühl sich einen Text, den Inhalt, Zahlen und Fakten anzueignen. Es eins zu eins wieder geben zu können. Und beim Absolvieren von Alt-Klausuren konnte ich sogar schon testen, dass ich auf einem guten Weg bin.

Unbegrenzte Wissensaufnahme

Was bleibt ist die Freude, das Vergnügen und der Spaß am Lernen und es wächst mit jeder weiteren Minuten, in der ich lerne. Das Gefühl, dass es keine Begrenzung mehr gibt, sondern nur die richtigen Lerntechniken, Lernschritte und Lernziele, lassen mich von Tag zu Tag wachsen. Das Gefühl, dass es kein Ende gibt, außer, dass ich keine Lust mehr hätte oder sterbe, lässt mich geradezu schweben vor Glück.

Mein Weg

Auch wenn es in meinem Alter schwer wird noch als Wissenschaftlerin zu arbeiten, entschädigt dieses Gefühl für so manche Pein und Demütigung während der Schul- und Studienzeit. Mein Ziel ändere ich für mich ab und werde sehen, was ich mit meinem Wissen machen kann, wenn ich fertig bin. Und ich weiß, ich werde etwas finden, was zu mir passt und mich glücklich macht.

Ich würde mich freuen, wenn es noch weitere gibt, die ähnliches erleben durften.

Eure,

Manon García

2 Replies to “Lernen lernen für das Psychologie-Studium”

  1. Liebe Manon,
    Zu diesem Artikel passt auch mein Lebensweg und meine Lernerfahrung… Meine Eltern sage immer ich sei ein besonders schlaues Kind, aber dies reichte bei weitem nicht aus einen gradlinigen erfolgreichen Lebensweg zu gehen.. Durch die Institution Schule bin ich von einem aufgewecktem wissbewierigem Kind zu einem traurig depressiven agressivem Kind geworden,. Niemand verstand mich, warum ich mich langweilte im Gymnasium,warum ich die einfachsten Aufgaben mit der Note 5 oer 6 abschloss, aber in komplizierteren Fächern, die mich begeisterten die besten Noten hatte. Die Lehrer meinten ich sei zu sensibel, zu zappelig und würde ständig hinter dem hängen was ich eigentlich schaffen könnte. Aus mir könnte viel mehr werden,als das was ich leiste. So hatte ich aber keine Lust zu sein, ich musst immer alles hinterfragen. Das ist bis heute noch so.
    Ich habe eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und hatte lange Jahre Depressionen. Das Ende vom Lied war,dass ich mit 26 Adhs diagnostiziert bekam und ich als *Behinderte* in einer Werkstatt für Behinderte landete, Dort kämpfte ich mich nach 3 Jahren harter Therapie und dem Glauben an mich selbst heraus und holte mein Abitur mit 35 nach. Seit 2010 studiere ich an der Universität Erziehungswissenschaften und Jura und das mit voller Begeisterung. Ich merke immernoch das mir das Lernen auch mit 38 nicht schwerfällt. ich liebe es endlich. Versinken in Büchern… Aber für Jura Klausuren höre ich mir abends Vorlesungen als Podcast an und es sitzt.
    Andererseits sollte ich eine Beschreibung über eine wissenschaftliche Studie in einer Dissetation schreiben, aber ich hatte die komplette Dissertation analysiert und habe mir eine eigene Forschungsfrage ausgedacht, die ich mit der Studie beantworten wollte. Leider hab ich mal wieder die Aufgabenstellung falsch verstanden, da ich dachte eine quasi Inhaltsangabe für die Uni sei zu dumm. Ich sitze vorm PC und kann es einfach auch nicht. Einfache Dinge mal wieder.. Es macht micht wahnsinnig.
    Dazu taucht nun ständig die Frage der Dozenten auf einen Hochbegabungstest zu machen… Aber wenn es dann nicht so ist was ist dann??
    Ich suche einfach Menschen, die mich verstehen können,mit denen man reden kann… ob es ein Anzeichen ist, dass ich evtl einen höheren IQ habe… grmpf..
    Ein Leben lang dumm gefühlt und immer die die nix auf die Reihe bekommt,, und nun mh nur Lob für meine Lern Leistungen etc— das kann einen schon ziemlich aus der Bahn werfen

    Liebe Grüße Anika

  2. Hallo Manon, auch Ihr Buch zum Thema HB habe ich gelesen. Danke hierfür.

    Ich bezweifle, dass der durchschnittserwachsene die Lerntechniken bewusst wiedergeben kann und sich derer bewusst ist. So wie eventuell Du und ich es sind. Allerdings hilft natürich das bewusste antrainieren von Lerntechniken.

    Nennenswerte Autoren sind hier für mich: Tony Buzan, Vera Birkenbihl, Manfred Spitzer.

    Leider ist es bei mir so, dass ich mich persönich für viele Themen die mich interessieren begeistern kann und gern Bücher lese, aber mein Studium besonders vor den Klausuren mir manchmal keinen Spaß macht. Gibt es hier Tipps und Strategien? Der erste Teil Heckhausen’s Werk zur Motivation hat mir praktisch noch nicht weitergeholen 🙂

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