Spiegelung ist wichtig

Menschen spiegeln einander

Menschen spiegeln sich im Kontakt. Was bedeutet, dass Gefühle, die ich anderen zuordne, gar nicht zu den anderen Personen gehören müssen. Es können auch meine ausgesendeten Signale sein, die ich dann durch das Spiegeln erst wahrnehme. Es ist also möglich, dass ich, wenn ich mich über andere aufrege, ich mich eigentlich über mich selbst ärgere. Fühle ich Traurigkeit bei jemanden, kann es sein, dass ich selber traurig bin. Möchte ich anderen helfen, kann es sein, dass ich selber Hilfe wünsche. Das bedarf allerdings Menschen, die ausgesendete Signale spiegeln.

Spiegelung fehlt

Aber was passiert, wenn ein Gegenüber nicht spiegeln kann, weil dieser Mensch keine Grenzen hat, sondern alles was dieser Mensch spürt in sich aufsaugt? Dieser Mensch gibt also die ausgesendeten Signale nicht an den Sender zurück, sondern versucht die aufgesogenen Signale für die andere Person zu verarbeiten.

Mit anderen Worten. Ich habe beispielsweise ein Problem und brauche Hilfe. Ich weiß aber nichts davon, sende nun unbewusst meine Signale aus, aber anstatt, dass mein Gegenüber diese spiegelt, und ich mein Problem lösen kann, versucht diese Person meine Probleme für mich zu lösen. Das hört sich im ersten Moment gut an. So muss ich nicht selbst für die Lösung sorgen. Aber ist das in meinem Sinne?

Grenzüberschreitendes Verhalten

Nein! Zum einen, würde ich gern wissen, warum man mir ein Hilfsangebot macht, zum anderen, möchte ich selbst entscheiden, wie ich mit meinem Problem umgehen möchte. Ich möchte als Erwachsene, nicht wie ein Kind behandelt werden, dem man alles abnimmt. Ich bin für mich selbst verantwortlich und möchte das auch sein!

Zudem ist es für Menschen schwierig sich einzuordnen, wenn die Informationen des Spiegelns fehlen. Was machen die Menschen, die plötzlich Signale aussenden, aber keine Antworten erhalten? Aber stattdessen hagelt es Hilfsangebote oder Änderungsvorschläge. Sie bekommen ein falsches Selbstbild. Glauben vielleicht, wenn so viel Hilfe angeboten wird, dass man schwach und hilflos ist.

Gefahr des Ungleichgewichts

Ein Mensch muss sehr stark sein, um zu wissen, wo man steht, wenn die Spiegelung von außen fehlt. Immerhin gehört zu einer Selbsterkenntnis die Selbstwahrnehmung des eigenen Erlebens und die Wahrnehmung durch die Spiegelung von außen. Das zusammen ergibt ein Mix, welches einem verdeutlicht, wo man steht. Fehlt eines, gerät das System ins Wanken.

Auch fehlt, dass man selbst die Chance hat, auf die zurückgesendeten Signale zu reagieren. Es fehlt die Rückspiegelung der ausgesendeten Signale, also fehlt auch, was einem im Inneren beschäftigt. Alles, was nun für die eigene Entwicklung getan wird, ist nun auf einer fehlerhaften Basis entstanden.

Jeder ist für sich selbst verantwortlich

Denken Sie also immer daran, dass Sie andere Menschen aus ihrem Gleichgewicht bringen können, wenn Sie glauben, die Verantwortung für jemanden übernehmen zu müssen. Bleiben Sie bei sich und schauen Sie, sollten Sie so ein Verhalten an den Tag legen, warum Sie (ungefragt) für andere die Verantwortung übernehmen. Ist es gar ein Hilfeschrei Ihres Inneren, weil es einfordert, dass Sie die Verantwortung lieber für sich übernehmen sollten?

In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Tag!

Eure,

Manon García

 

 

 

3 Replies to “Spiegelung ist wichtig”

  1. Liebe Manon, eine hochbegabte Person zu spiegeln ist für normalbegabte Menschen schwierig bis unmöglich. Die Facetten der Hochbegabten passen nicht in den zu eng gerahmten Spiegel der Normalbegabten. Die hochbegabte Person bekommt also zwangsläufig nur einen Ausschnitt oder, je nach Perspektive der Beteiligten, ein Zerrbild zurückgespiegelt. Dafür können beide nichts, und es führt trotzdem beide zu fehlerhaften sozialen Reaktionen. Selbst Lehrkräfte sind nur sehr unzureichend für derartige Situationen ausgebildet, und es ist nicht zwingend so, dass eine normalbegabte Erwachsene ein hochbegabtes Kind spiegeln kann. Hochbegabte müssen also lernen, diese Bilder richtig zu deuten, denn Normalbegabte können schlecht lernen, andere Bilder zu senden, wenn ihnen dafür die kognitive Ausstattung fehlt.

    • Liebe Elke,

      das ist natürlich richtig. Es gibt auch die Möglichkeit, dass eine Spiegelung verzerrt zurückkommt, wie in konkaven oder konvexen Spiegeln. Das werde ich in einem anderen Beitrag aufgreifen. Danke für deinen Hinweis. 🙂 Und ja, auch das führt unter Umständen zu einem falschen Selbstbild, mit den selben Folgen. Sich seiner bewusst sein, ist nicht immer einfach.

      Allerdings war es mir in diesem Beitrag auf das andere Phänomen hinzuweisen.

      Liebe Grüße

      Manon

  2. Danke, Manon, für diesen wunderbaren Beitrag!

    Wenn ich Signale von anderen “schlucke”, hindere ich diese an ihrer eigenen Weiter-ent-Wicklung.

    Danke für diesen Denkanstoß!

    Viele Grüße,
    Julia

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