Gastbeitrag: Interview zum Thema hochbegabt und hochsensibel

Im Rahmen des Blog-Wichtelns vom Texttreff (texttreff.de) zog Henrike Doerr (textwelten.com – Lektorat und Redaktion) meinen Blog. Ich freue mich über ihren Gastbeitrag, in dem Sie ein Interview mit einer Person führt, die sich mit den Themen Hochbegabung und Hochsensibilität frisch auseinandersetzt.


Hochbegabt und vielleicht hochsensibel – und nun?

Ich wurde zwar nie getestet, bin mir nach entsprechender Recherche im Netz jedoch sicher, dass ich weder hochbegabt noch hochsensibel bin (auch wenn mir meine Eltern als Teenager bei Streitereien gern Letzteres unterstellten, aber das ist ja nicht gemeint). Ich bin auch keine Expertin für diese Themen. Wie also fundiert in einem Fach-Blog über etwas schreiben, worin ich mich weder gut auskenne noch was mich direkt zu betreffen scheint? Ich habe gegrübelt und bin zu dem Schluss gekommen, es mit dem guten alten Einfühlungsvermögen zu versuchen. Ich habe überlegt, was für Fragen eine Person umtreiben, die ganz am Anfang steht und gerade erst beginnt, sich mit den Themen Hochbegabung und Hochsensibilität zu beschäftigen. Und ich habe das Glück, jemanden zu kennen, der sich in genau dieser Situation befindet. Ich habe ein Interview mit Ralf (41) geführt, in dem er meine Fragen sehr offen beantwortet.

Ralf, du hast mir erzählt, dass du dich mit Hochbegabung und Hochsensibilität beschäftigst. Wieso?

Als Kind wurde ich auf einen hohen Intelligenzquotienten getestet. Ich war damals acht Jahre alt. Es kam ein Ergebnis von 138 heraus. Passiert ist damit nichts weiter. Meine Eltern haben das nicht mit mir besprochen und ich bin auch auf meiner Schule geblieben. Soweit ich weiß, wurden auch meine Lehrer nicht informiert. Der IQ-Test hatte also keinerlei Konsequenzen. Rückblickend glaube ich, dass sich vielleicht manche Dinge in meinem Leben durch die Hochbegabung und vielleicht auch eine Hochsensibilität erklären lassen. Verschiedene Dinge zum Beispiel, die ich wahrnehme und als seltsam erlebe oder zumindest als abweichend von den Wahrnehmungen anderer.

Kannst du das etwas genauer beschreiben?

Ich fühle mich oft rastlos, auch in der Gesellschaft anderer Menschen. Ich bin schnell gelangweilt und möchte gern immer Neues erleben. Aber das ist natürlich schwierig, weil der Alltag eben nicht aus immer neuen Dingen besteht. Dadurch bewege ich mich einfach nicht gut in Gesellschaft.

Und was erhoffst du dir von der Beschäftigung mit dem Thema Hochsensibilität und Hochbegabung?

Wahrscheinlich eine Antwort darauf, warum ich mich so oft anders fühle, warum ich z. B. so rastlos und schnell gelangweilt bin, wenn sich andere prächtig amüsieren. Ich möchte gern begreifen, wo diese Phänomene herkommen. Vielleicht gibt es ja sogar Lösungen dafür. Vor allem möchte ich aber lernen, das zu akzeptieren und so vielleicht endlich aus dieser Denkspirale herauskommen, in der ich mich oft befinde.

Welche Fragen treiben dich dabei ganz besonders um?

Am meisten eigentlich, warum ich mich in Small-Talk-Situationen nicht gut aufgehoben fühle. Das fällt mir wirklich schwer. Aber leider kommt man da ja nicht drum herum. Ich habe meistens überhaupt keine Lust auf Small Talk, aber wenn ich nicht als absoluter Sonderling gelten möchte, muss ich damit wohl irgendwie umgehen. Wenn ich das nicht lerne, wollen die Leute vielleicht nicht mit mir sprechen.

Welche Gefühle verbindest du mit den Begriffen Hochbegabung und Hochsensibilität?

Hochbegabt – das klingt arrogant, wenn man das über sich selbst sagt. Dabei merke ich beim Lesen über dieses Thema, dass ich kaum Nutzen davon habe. Vielmehr werden die Begleiterscheinungen zum Problem. Tatsächlich glaube ich, dass man mit einem niedrigeren Intelligenzquotienten vielleicht unbedarfter an das Leben herangeht und insgesamt weniger grüblerisch ist.

Was wirst du weiter tun?

Ich werde mich erkundigen, ob es für mich sinnvoll wäre, einen Test zu machen, ob ich hochsensibel bin. Und dann sehe ich mal weiter.


Wer interessiert ist und mehr über Henrike Doerr (Lektorat und Redaktion) erfahren möchte, folge diesem Link zu ihrer Seite http://www.text-welten.com.

Ich bedanke mich über diesen Gastbeitrag, der sehr schön die Zweifel und Unsicherheit eines Menschen zeigt, der sich neu mit den Themen Hochbegabung und Hochsensibilität auseinandersetzt, um mehr über sich und das Leben herauszufinden.

Eure,

Manon García

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