4.1 Selbstbeobachtung

Selbstbeobachtung


Kinder lernen und entwickeln sich durch Ausprobieren, Beobachten und erneutes Ausprobieren. Die Entwicklung von Kindern verläuft rasant, weil sie unvoreingenommen an die Wunder des Lebens herantreten. Durch Erziehung, Regeln, Normen, Gesetze etc. ändert sich dieses Verhalten hin zum beurteilenden, bewertenden Beobachten. Aus starken, unvoreingenommenen Kindern werden mitunter unmündige, schwache, abhängige und manipulierbare Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Die instinktiven Selbstentwicklungs- und Selbsterfahrungsmethoden werden durch angstbesetzte und aufgezwungene Methoden ersetzt.

Ihre Aufgabe ist es, wieder zum unvoreingenommenen Beobachten und zu den instinktiven Selbstentwicklungsmethoden zurückzufinden. Lösen Sie sich von den aufgezwungenen Regeln und stellen Sie Ihre eigenen Leitsätze auf, die da heißen könnten:

  • Es gibt nichts, was ich erreichen muss.
  • Alles ist gut, wie es ist.
  • Ich bin okay, wie ich bin.
  • Ich kann alles ausprobieren.
  • Ich bin frei im Denken, Handeln und Fühlen.

Selbstbewusste Menschen wissen, wer sie sind, was sie im Leben erreichen wollen und was sie traurig oder glücklich macht. Sie kennen sich ganz genau. Und um sich zu kennen, bedarf es der Selbstbeobachtung. Selbstbeobachtung heißt, sich selbst zu betrachten, zu beschreiben und zu analysieren, und zwar das eigene Erleben und Verhalten sowie das Handeln, Denken und Fühlen. Zusammen mit der Selbstwahrnehmung ist das wesentlich für den Aufbau des Selbstbewusstseins. Bei der Selbstbeobachtung liegt der Schwerpunkt auf dem Beobachten des eigenen Erlebens, im Gegensatz zur Selbstwahrnehmung, bei der der Schwerpunkt auf den eigenen Qualitäten liegt. Beides sind sogenannte Selbstkontrolltechniken, die ein beabsichtigtes Beobachten ermöglichen.

Beobachten Sie Ihre Entwicklung und Handlungen und erkennen Sie Ihre Beweggründe – damit Sie wissen, warum Sie Entscheidungen treffen oder warum Ihnen ausgerechnet dieser eine Wunsch so wichtig ist. Versuchen Sie zu ergründen, was hinter Ihrem Verhalten und Handeln steckt und welche Motive/Gründe Sie leiten.

Achtsamkeit unterstützt Sie bei der Selbstbeobachtung und Selbstwahrnehmung: eine absichtsvolle Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, die aber nicht wertend sein soll. Ihr bewusstes Beobachten mit einer wohlwollenden, nicht urteilenden und unvoreingenommenen Haltung hilft Ihnen, den Fokus von der Zukunft, dem Was-noch-alles-erledigt-werden-Muss, auf das Hier und Jetzt zu legen. Es hilft Ihnen, sich die Situation anzuschauen und wahrzunehmen.

Die Außenwelt nehmen wir mit den fünf Sinnen und die Innenwelt durch Selbstbeobachtung, Introspektion wahr. Das klingt nicht sonderlich schwierig, sodass das doch im Nu erledigt sein sollte. Aber so leicht ist es nicht. Gerade Menschen, die nicht dazugehören, die anders sind, die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen, wissen im Laufe ihres Lebens immer besser, was andere wollen, möchten, wünschen, aber sie verlernen, auf sich selbst zu hören.

Entwickeln Sie sich zu einem erfolgreichen, mündigen, selbstbestimmten, freien und zufriedenen Menschen.

Aufgabe

Wissen Sie in allen Situationen, was Sie sich wünschen? Oder tun Sie Dinge, weil „man“ es tut, weil es von Ihnen erwartet wird? Wissen Sie, wer Sie sind, was Sie wollen, warum Sie etwas machen?

Schauen Sie auf Ihre Beweggründe! Warum tun Sie die Dinge, die Sie tun? Essen Sie zum Beispiel, weil Sie hungrig sind – oder weil Essenszeit ist?

Fangen Sie an, auf sich zu hören, in sich hineinzuhören, auf sich zu achten, und lernen Sie, sich bewusst wahrzunehmen. Reflektieren Sie sich und das, was Sie tun. Schreiben Sie auf, wenn Sie beispielsweise etwas tun wollten, es aber ignorierten, verdrängten oder nicht wahrhaben wollten.

Es ist nicht schlimm, Dinge zu tun, die Ihr Umfeld fordert bzw. erwartet, aber Sie sollten wissen, was Sie sich gewünscht hätten. Nehmen Sie sich und Ihre Bedürfnisse bewusst wahr, um sich bewusst zu entscheiden. Wenn Sie wissen, dass Sie keinen Hunger haben, Ihr Umfeld aber etwas zu essen braucht, können Sie sich für eine Variante entscheiden: Sie essen mit oder Sie essen nicht mit. Wichtig ist, auf sich zu hören, sich zu beobachten. Vielleicht werden Sie sich wundern, wie oft Sie handeln, ohne es wirklich zu wollen. Sie werden erleben, dass die anderen andere Bedürfnisse haben und wie schnell man sich ohne zu überlegen anpasst. Das ist in einer Gesellschaft notwendig, aber beobachten Sie, wann Sie sich wie weit von sich entfernen, achten Sie auf sich und steuern Sie bei Möglichkeit gegen.

Aufgabe

Um Ihre Motive für das Anpassen herauszubekommen, sind folgende Fragen interessant: Warum vernachlässigen Sie sich und was denken Sie, wenn Sie das tun? Kann es sein, dass Sie sich nicht trauen, sich für sich einzusetzen? Immerhin könnte das Meinungsverschiedenheiten nach sich ziehen. Sie könnten andere verstimmen, wenn Sie tun, was Sie sich wünschen. Kann es sein, dass Ihnen andere wichtiger sind als Sie selbst? Wenn ja, immer oder manchmal? Warum ist das so? Warum sind Sie sich nicht zumindest gleich viel wert? Nehmen Sie sich zurück, damit es anderen gut geht? Behandeln Sie andere Menschen, wie Sie sich selbst behandeln? Wenn nicht, warum gehen Sie dann mit sich so um?

Sie haben eine Verantwortung sich selbst gegenüber. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, Sie für sich und andere für sich. Aber natürlich ist es einfacher, sich um andere zu kümmern, denn das wird mit Liebe und Anerkennung belohnt. Zumindest wird die Reaktion der anderen für Liebe und Anerkennung gehalten. Von wem bekommen Sie Anerkennung für Ihre Leistungen und von wem, weil Sie sind, wie Sie sind? Gelobt wird oftmals nur aufgrund einer (vermeintlichen) Leistung. Fehlen Selbstbewusstsein und Selbstliebe, ist der Mensch auf Lob und Anerkennung angewiesen. Wenn er diese nicht bekommt, weil er ist, wie er ist, passt er sich schnell an und verbiegt sich, um überhaupt Anerkennung zu erhalten. Auch wenn er sich dabei aufgibt und ignoriert.

Der Körper vergisst nicht, er merkt sich alles. Jedes Mal, wenn Sie sich mit Ihren Gefühlen und Wünschen ignorieren, wird die Last größer. Der Körper kann eine Menge einstecken, aber irgendwann ist auch er überfordert. Das zeigt sich in Krankheiten, psychosomatischen Beschwerden, Depressionen usw. Auf diese Weise versucht der Körper, sich und damit Sie zu warnen. Achten Sie auf die Zeichen Ihres Körpers.

Alles beginnt mit einem ersten Schritt. Fangen Sie an. Beobachten Sie sich. Lernen Sie sich kennen. Machen Sie etwas, was Sie sich eigentlich nicht zutrauen. Gehen Sie an die Situation heran mit dem Wissen, dass Sie viel über sich erfahren und damit lernen werden. Gerade, wenn Sie scheitern. Und nehmen Sie auch hier alles bewusst wahr, beobachten und reflektieren Sie sich, damit Sie nach jeder Situation eine Analyse starten können. In dieser Analyse überlegen Sie für sich Lösungen und Strategien, wie Sie sich beim nächsten Mal in der Situation verhalten, wie Sie sich erleben möchten. Erleben und analysieren Sie sich ab sofort bewusst. Sie werden sehen, dass Sie sich im Handeln, Erleben und Fühlen verändern.

 

Abriss

Selbstbeobachtung ist die Voraussetzung für Selbstbewusstsein. Wer selbstbewusst ist, macht sich unabhängig von anderen und kann selbstbestimmt leben.


Dieses Kapitel ist aus dem Ratgeber “Hochbegabt oder hochsensibel – Das Anderssein leben” eine Anleitung zum Selbstcoaching für mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe.

Eure, Manon García

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